ZOOM – Das sportliche Lehrerzimmer

Die Symbiose aus Alt und Neu ist eines der Grundprinzipien bei der integralen Planung von Sanierungsaufgaben von SSP und hat in der Vergangenheit auch viele Juroren überzeugt, siehe: „Kunstwerk des Jahres“, „Sanierungspreis 2014“, „Schulbaupreis 2018“ etc.

Ob als kontrastierendes neues Gebäude in Ergänzung zum Bestand im großen Maßstab oder etwas subtiler, wie im folgenden Beispiel, es zeigt sich deutlich, dass der Erhalt von historischen Elementen keinen Nachteil, sondern oftmals gleich mehrere Vorteile mit sich bringen kann.

Im Herbst 2016 erhielt SSP im Rahmen eines europaweiten Wettbewerbs als Generalplaner den Zuschlag zur Sanierung und Erweiterung der Gesamtschule Krefeld-Oppum durch das Gebäudemanagement der Stadt Krefeld. Gegenstand der anspruchsvollen Bauaufgabe ist die Erweiterung des bestehenden Schulkomplexes von einer 3-Zügigkeit auf eine 5-Zügigkeit. Die Planungsaufgabe beinhaltet die Sanierung des historischen Bestandsgebäudes mit einer Größe von ca. 20.000 m³ BRI sowie die Planung eines Neubaus mit einem nahezu gleichen Volumen. Der Neubau ist als dreigeschossiger rechteckiger Riegel und einem trapezförmigen viergeschossigen Baukörper geplant, welcher analog eines aufgeklappten Buches den Schulhof fasst und schützt. Der Neubaukörper versteht sich als eine zeitgemäße Erweiterung des historischen Bestandsgebäudes in einer eigenständigen, selbstbewussten Architektursprache in Form, Fassade und Materialität.

 

Die Bewahrung der alten Hülle in Kontrast mit den neuen Raummöbeln schafft Spannung, spart Geld und schont Ressourcen, drei überzeugende Argumente für die Umsetzung.

Marius Scheffer

Die Sanierungsaufgabe im historischen Bestandsgebäude umfasst neben einer kompletten Erneuerung der Gebäudetechnik auf einen zeitgemäßen und energetisch nachhaltigen Stand auch Umstrukturierungen der Räumlichkeiten wie z. B. die Ergänzung der Verwaltung mit einem zentralen Lehrerzimmer in den Räumen der ehemaligen Turnhalle.

Die historische Sporthalle mit einer Raumhöhe von ca. 6,70 m, ablesbarer Tragstruktur und nach historischen Plänen wiederhergestellten Fenstern wird in Zukunft mit einer Galerie und einem begehbaren Möbel – als kontrastierendes neues Element bestückt. Auf unterschiedlichen Ebenen wird den späteren Nutzern die Gelegenheit geboten, zurückgezogen zu arbeiten oder sich im Team auszutauschen. Das eingestellte Multifunktions-Möbel bietet zudem Archivflächen, eine kleine Cafeteria und eine Bibliothek und trägt somit den aktuellen Nutzungsanforderungen Rechnung.

Um die historische Nutzung des Raumes auch weiterhin ablesen zu können, wird der Sportboden mit den Spielfeldmarkierungen, der Basketballkorb und einige Sportgeräte als Sitzmöbel erhalten. Der Erhalt der Elemente hat natürlich auch ganz klare wirtschaftliche Vorteile, da der Boden nicht ausgebaut und entsorgt werden muss und der Einbau eines neuen Bodenbelags entfällt. Durch die kreative Umnutzung des bestehenden Raumangebotes wurde auch vermieden, mit hohem Verbrauch von Ressourcen, Flächen und Geld ein Lehrerzimmer im Neubau zu errichten. Auch ökologisch betrachtet ist die Planung dadurch nachhaltig, ressourcenschonend und konsequenter Schritt in Richtung „GreytoGreen“.