Kurz gefragt! 3 Fragen – 3 Antworten zum Denkmalschutz des Berufskollegs FHBK in Dortmund

Frank Köller, Sie waren in der Projektleitung für unser Schulprojekt in Dortmund verantwortlich. Das Projekt ist nun fertiggestellt und in die Nutzung gegangen.
Neu und alt war beim Schulneubau und der Sanierung zu verbinden. Was geriet unter dem Aspekt des Denkmalschutzes zur größten Herausforderung bei der Planung und Ausführung?

Frank Köller: Die Umsetzung des Flächenbedarfs war eine besondere Herausforderung. Nach dem Rückbau der abgängigen und nicht erhaltenswerten Anbauten der 50´er Jahre ließen sich nur rund die Hälfte der umzusetzenden Flächen in den geschützten Bestandsbauten von Friedrich Kullrich und D. & K. Schulze nachweisen. Der übrige Flächenbedarf war entsprechend in Neu- bzw. Anbaukörpern zu realisieren. Unsere Leitidee war, den denkmalgeschützten Bestand zeitgemäß „weiter zu bauen“ und trotz des enormen Flächenbedarfs bzw. Raumprogrammes die Maßstäblichkeit zu wahren.  Hierbei kamen uns die Vorzüge der gegebenen Gebäudekonfiguration entgegen, die es uns ermöglichte das Schulgebäude konsequent zu einem Zweibund weiter zu entwickeln. Durch die Nutzung der Flure im Bestand konnten wir somit besonders flächeneffiziente Neubaukörper generieren, die nahezu ausschließlich Nutzflächen beherbergen.  Somit konnte das Neubauvolumen auf ein Minimum reduziert werden, was sowohl dem historischen Bestand als auch dem Städtebau zugute kam.

Aber nun zum Kern der Frage: Um unsere Leitidee in aller Konsequenz realisieren zu können, war es erforderlich einen denkmalgeschützten Treppenraum im D. & K. Schulze Gebäudeflügel zurück zu bauen. Zur Erwirkung der denkmalpflegerischen Erlaubnis haben wir im Vorfeld diverse alternative Lösungen untersucht und Nachweise geführt. Ich denke, letztendlich konnte unser stringentes Konzept die Denkmalpflege überzeugen, die wir von Beginn an eng in den Planungsprozess eingebunden haben. In Detailfragen gab es hier stets großen Konsens.

Was waren die besonderen gestalterischen Elemente um den Kontrast Neu und Alt zu kennzeichnen?

Frank Köller: Hier haben wir uns recht einfacher Elemente bedient. Neu und Alt sind durch das klassische Motiv der „gläsernen Fuge“ voneinander getrennt. Ansonsten verhalten sich Neu und Alt auf eine subtile Art invers: D. h., die Neubaukörper haben Flachdächer, die Bestandsbauten Satteldächer. Weiter setzt sich der helle Backstein der Neubauten von den dunkleren sandfarbenen Putzfassenden des Bestandes ab. Im Altbau wurden weiße Holz-Aluminiumverbundfenster in Anlehnung an die Historie realisiert, die Neubaukörper erhielten anthrazitfarbene Aluminiumfenster.

Im inneren der Schule haben wir zudem einige Elemente des Bestandes erhalten. An vielen Stellen im Gebäude, auch dort wo man es nicht vermutet, gibt es kleine Highlights. So zeigen sich in den Fluren immer wieder kleine Fragmente des historischen Bestandes, wie profilierte Pfeiler und strukturierte Wandflächen. Ich konnte feststellen, dass gerade diese kleinen Elemente, die ansonsten schlicht gestalteten Flure, ungemein bereichern und ein besonderes Interesse bei Besuchern wecken.

Interessant sind auch die Gemeinsamkeiten von Alt und Neu. So konnten die Geschosshöhen von beinahe 4,5 Meter und die großen Fensteröffnungen der regelhaften Lochfassaden auf die Neubaukörper übertragen werden.

Was war für Sie persönlich dabei das besondere Highlight?

Frank Köller: Hier gab es für mich mehrere Highlights. So kamen beispielsweise im Zuge des Rückbaus von Abhangdecken im Eingangsbereich historische Deckenfelder zu Tage, die die letzten fünfzig Jahre hinter Gipskartonplatten verborgen waren. So etwas freut einen natürlich besonders. Die Deckenfelder wurden nach „belgischem Vorbild“ lediglich gesäubert und zeigen sich nun wieder im alten Glanz Schülern und Besuchern. Ein weiteres Highlight ist sicher auch die historische Halle im Erdgeschoss, die wir behutsam restauriert haben. Besonders spannend war auch die Entdeckung nicht kartierter Kriechkeller, deren Erkundung sich schon äußerst spannend darstellte. Das Bernsteinzimmer haben wir allerdings leider nicht gefunden.